Über alle Dichtung (kleine Poetologie)

Was denken Dichter eigentlich selbst übers Dichten? Das muss man sich wohl weiterhin fragen, weil kein Dichter was verraten will. Weil er Angst hat sich zu verraten. Auch sich selbst die ganze Sache zu verraten. Weil er ja gar nicht weiß (ich jedenfalls) wie das überhaupt einzuschätzen ist und man sich fürchtet. Überhöhen Leser mein Geschreibsel oder unterschätzen sie es eher? Und wenn ich irgendwas erkläre, sind sie dann enttäuscht oder begeistert? Man hat eigentlich Angst es rauszufinden. Man ist nur immer geschmeichelt, wenn Leser ein Gedicht gut finden ohne irgendwas nachzufragen. Wenn sie es schlecht finden ohne irgendwas dazu zu sagen, dann ist man schnell erleichtert darüber, dass er es eh nicht verstanden hat.

Ich denke mir, dass Leser von Gedichten manchmal das empfinden: Ein Gefühl von tieferem Sinn, den der Dichter da zwischen die Zeilen legt, den der Leser aber nur teilweise entziffern kann. Er fragt sich, ob irgendwas gezielt unscharf ist, oder einfach nur so, damit man irgendwas wirres denkt und den Eindruck erhält, tiefe tiefe Interpretation leisten zu müssen (zu der man glaubt nicht im Stande zu sein) ehe man irgendwas sehen darf. Der Dichter ist dann gemein, dass er sowas macht und man mag keine Gedichte mehr. Nur um seinen mangelnden Gehalt zu vertuschen, schreibt der Dichter so mystisch, meint man.

So empfinde ich auch manchmal, wenn ich fremde schlechte Gedichte lese. Meist aber von Privatidioten, die wirklich nicht schreiben können. Ich entscheide mich dafür, dass die Gedichte dann auch wirklich schlecht sind und glaube mir auch, denn bei richtigen Gedichten beschleicht mich dieses Gefühl viel weniger.

Aber ich muss glauben, dass dumme Menschen auch bei guten Gedichten so empfinden. Denn diese gute Dichtung versuchen sie dann nachzuahmen und dann kommt dabei eben genau so eine Lyrik raus, die bei schlauen Menschen solche Empfindungen hervorrufen (die wie eben beschrieben).

Weil diese Menschen früher oder später aber alle mindestens einmal in ihrem Leben auf die Idee kommen doch auch mal versuchen zu könnten, ein Gedicht zu schreiben, für ihren Liebsten oder so!, schreiben sie dann leider auch eins! Sie imitieren dann Gedichte nur in der Form, nehmen dazu dann eben genau dieses vage Gefühl von Dichtung und Tiefsinn und machen das dann einfach nach. Und hoffen dass sich der Sinn dann zwischen den Zeilen schon einschleichen wird. So wie die Liebe zum Sex oder umgekehrt. Oder ein Kind in eine kinderlose Ehe. Oder gute Noten in eine schlechte Schule. Oder gute Witze in schlechte Witze. So funktioniert das aber nicht, meine schlecht-schreibenden Freunde!

Eigentlich wollte ich aber von etwas ganz anderes erzählen! Nämlich mal ein paar Minis (ich suche noch ein Wort) geben, was ein ECHTER DICHTER denn so selbst über die Lyrik denkt. Aber so auf Banales bezogen. Und darauf, wie geschrieben werden sollte. WOW. Und das ist keine Parodie, ich mein das schon ernst. Also hier:
(Weil es Missverständnisse gab: Das ist normativ gemeint und keine kritische Beschreibung des momentanen Zustandes)

*** Reime müssen heutzutage unauffällig sein ***

*** Titel müssen auch unprätentiös sein (noch viel unauffälliger als die Reime)***

*** Prosodie ist das halbe Gedicht ***

*** Schlagreime, Stabreime, rührende Reime, identische Reime sind gute Reime! ***

*** JA! Identische Reime sind gute Reime, denn kein Leser traut dem Dichter zu, ernsthaft, „mich“ auf „mich“ reimen lassen zu wollen, daher registriert er den Reim gar nicht als BWÄRKS und der Reim dringt unauffällig ins Unterbewusstsein durch und sorgt dennoch dafür, dass es flowt (im Fluss ist) ***

*** Paarreim (aabb) geht eigentlich gar nicht außer am Ende***

*** Am Ende der Dichterkarriere meine ich* **

*** mehrere Kreuzreime (abab) ist Pseudo-Lyrik und BILLIG, außer sie sind vielleicht wirklich notwendig ***

*** Sonetten, Elegien und andere anstrengende Versmaße schreibt man heute nicht mehr! ***

***Außer man möchte Goethe oder so parodieren, aber warum sollte man das tun wollen?? ***

***Mich hat mal jemand gefragt ob ich meine Gedichte mit oder ohne Klang schreiben würde***

***Gedichte ohne Klang?!?! WTTTFFF ***

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